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LITERATURBLOG

Savasana oder wie komme ich morgens in Gang? (3)

Des Morgens stehe ich immer etwas dröge auf, doch ich habe ein paar neue Methoden, um mich von gefühlt einem Stück rohem Teig innerhalb von einer halben Stunde in ein gut durchgebackenes, duftendes Stück Brot zu verwandeln. Ein Trick ist, dass ich mir, ganz wie von Mr. Woodhouse in Jane Austens „Emma“ als Heilung gegen alle Krankheiten empfohlen, eine Schüssel Haferschleim anrühre (nur mit lauwarmem Wasser, dann bleiben die Vitamine erhalten). Damit er nicht so schrecklich schmeckt, füge ich ein wenig Früchtemüesli, Leinsamen und Chia hinzu. Zum Glück hat Mr. Woodhouse so viel davon gesprochen, wie bekömmlich so ein „bowl of gruel“ ist, dass  mich dieses Frühstück immer gleich mit einem meiner Lieblingsromane verbindet. Dann greife ich in eine Zauberkiste, die in diesem Fall ein abgeranzter Karton ist, auf dem „plein d’energie“ steht, und hole eine kastenförmige Lampe hervor, die zur Not auch als Leitleuchte auf der Autobahn dienen könnte, stelle sie auf den Küchentisch und drehe den Schalter auf volle Kraft. Während meiner täglichen halben Stunde Blog-Schreibens blicke ich also in eine Art Sonnenersatz, genannt auch Tageslichtdusche, und lasse meine Zellen wissen, dass sie jetzt den Schalter auf „frohgemut-energisch-und äußerst inspiriert“ umlegen sollen. Und richtig, das Alles funktioniert nur so recht gut, wenn auch ein schöner, handgemahlener Kaffee in der Espressokanne brodelt, den ich dann mit Ingwer und Honig trinke, um mich von Halbschlaf auf vollwach umzuprogrammieren.

Wenn ich also bis hierher eher wie eine Literatur- und Kaffeemaschine klinge, die versucht, sich selber anzuwerfen, möchte ich Dir heute noch etwas Weiteres empfehlen, was der Literatur und der Morgenlaune zuträglich ist: eine tägliche Savasana-Meditation. Sie muss nicht morgens stattfinden. Ich schiebe sie immer dann ein, wenn ich eine kleine Pause von meinen wilden Kindern brauche beispielsweise, oder abends im Bett zur Ruhe kommen möchte. Sie wirkt über den ganzen nächsten Tag, verbessert die Konzentration, verbessert die Laune und löst Verspannungen in Körper und Geist. Sie kann auch direkt vor dem Schreiben angewandt werden, um den Geist zu fokussieren.

Savasana-Meditation

Hier ist eine kurze Beschreibung und unten findest Du den pinkfarbenen Button mit einem Hörstück, das Dich durch die Meditation führt..

  1. Begib Dich in Savasana, das ist die Totenstellung. Leg Dich rücklings auf’s Bett oder eine Yogamatte, deck Dich zu, damit Du während der Meditation schön warm bleibst. Bette Deinen Kopf leicht erhöht auf einer gefalteten Yogadecke oder einem Kissen. Wenn Du ein Lavendelkissen hast, leg es Dir auf Stirn und Augen. Werde Dir Deines Körpers bewusst, wie er hier liegt. Spüre, wie der Boden das Gewicht Deines Körpers aufnimmt.
  2. Werde Dir nun nach und nach einzeln aller Deiner Körperteile bewusst. Beginne dabei mit den Fersen, dem Spann, den Fußballen, den Zehen und den Fussknöcheln.
  3. Bringe dann Deine Aufmerksamkeit zum Kopf: Mach Dir den Hinterkopf, die Kopfkrone und die Augenlider bewusst, dann die Augäpfel, wie sie in den Augenhöhlen liegen und dann den Raum im Kopf dahinter.
  4. Jetzt gehst Du vom Nacken ausgehend die Rückseite Deines Körpers von oben nach unten durch: die hinteren Halsmuskeln, die Nackenmuskeln, die Schulterkugeln, Oberarme, Ellenbogen, Handgelenke, Unterarme, Hände. Noch einmal den Nacken, die Muskeln zwischen den Schulterblättern, den Mittleren Rücken, das Gewölbe des unteren Rückens, die Pobacken, das Steißbein, die Rückseite der Oberschenkel, die Kniekehlen, die Waden, die Füße.
  5. Nun bringst Du Deine Aufmerksamkeit zu Hals und Schlüsselbein und gehst von dort über den oberen Brustkorb, die Herzgegend, das untere Brustbein, die Nabelgegend, den Unterleib und die Gegend des Wurzelchakras (Schambein) zu den oberen Oberschenkeln, über die Knie und die Schienbeine zurück zu den Füßen.
  6. Wenn Du möchtest, füge fünf oder mehr Atemzyklen an. Beuge dazu nacheinander leicht die Finger der rechten Hand, um diese zu zählen, oder zähle sie gar nicht und atme eine zufällige Anzahl von Atemzyklen ganz nach Gefühl. Dazu konzentriere Dich auf Deine Nasenlöcher und spüre dort den kalten Atem ein- und den warmen Atem wieder ausfließen.
  7. Konzentriere Dich nur auf diesen einen Punkt. Immer wenn Deine Gedanken abschweifen, bringe sie wieder zu Deinen Nasenlöchern zurück. Dies ist eine Meditationsübung, bei der Du liebevoll zu Dir selbst sein solltest und nicht enttäuscht, wenn es Dir nicht gelingt, mehr als drei Atemzüge am Stück auf die Nase fokussiert zu bleiben. Kehre einfach immer wieder dahin zurück und atme weiter.

Wenn Du magst, ist hier eine Schreibübung: Lege Dich an einem Punkt des Tages, an dem Du sehr erschöpft bist, zur Savasanameditation hin, (lass, wenn Du möchtest, mein Audio mit der Meditationsanleitung laufen). Sobald Du diese abgeschlossen hast, nimm Dir Deine letzte Kurzgeschichte vor und überarbeite sie! Versetz’ Dich ganz tief in Deine Figuren hinein und benutze dabei Deine fünf Sinne!