Es kann leicht einmal passieren, dass Du das Gefühl hast, die Musen haben Dir den Rücken gekehrt, sie kümmern sich nicht mehr um Dich, denn das Schreiben macht Dir keinen Spaß mehr. Du wunderst Dich: das Schreiben war immer Deine Lieblingsbeschäftigung, Dein Hafen, Dein Jungbrunnen.
Wenn Du so empfindest, dann ist es höchste Zeit, dass Du wieder einen positiven Bezug zu Deiner eigenen Kreativität findest. Alle, die dagegen sprechen, Alles, was in Dir dagegen spricht, gilt es aufzutreiben und zu entschärfen und am Ende positiv umzuformulieren. In mir zum Beispiel regt sich derzeit ein miesepetriger Kobold, der mir vorhält, dass sich mein neues Buch nicht so gut verkauft, wie das erste, dass ich an manchen Orten keine Lesungen gebucht kriege, weil schon die letzten Lesungen nicht gut genug besucht waren. Dass die Lesung, die ich für September in meiner Heimatstadt geplant habe, ein Unding ist, da sie überhaupt keine Leichtigkeit verträgt, weil ich gemeinsam mit einer befreundeten ukrainischen Folkjazzerin auftrete. Das Gefühl, man dürfe jetzt nichts Leichtfüßiges schreiben, nichts Leichtfüßiges denken in Zeiten des dieses schockierenden Krieges, ist überstark. Ich weiß, ich muss mir einen Ausweg suchen, um diesem schrecklichen inneren „Stop!“ etwas entgegenzusetzen.
Julia Cameron ermutigt in ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ dazu, die eigene Kreativität positiv zu besetzen. Es kann passieren, dass einem, (so ist es einem Freund von mir ergangen) die eigenen Eltern sagen: „Nimm dieses frivole Buch von dir von Amazon herunter, wir blamieren uns damit hier im Dorf bis auf die Knochen. Noch dazu sind wir adlig und du blamierst unser ganzes Geschlecht, die Generationen vorher und die Generationen der Zukunft.“ So ein Schlag ins Kontor, solch niederschmetternde Worte aus dem Mund der geliebten Eltern, können dazu führen, dass Du nicht mehr schreiben magst. Du liebst Deine Eltern, doch diese kündigen die Solidarität mit Dir auf wegen etwas, das Dich viel Herzblut gekostet hat. Sollte so etwas in Deinem Leben passiert sein, dann versuche, Dich neu aufzustellen.
Julia Cameron empfiehlt uns, Morgenseiten zu schreiben. „Fülle völlig unzensiert, völlig ohne Nachdenken jeden Morgen drei Seiten!“, sagt sie, „Das reinigt die verstopften Empfangskanäle und bringt unsere Schöpferkraft wieder zum Fließen.“
Außerdem empfiehlt sie uns einen Künstlertreff. Damit meint sie eine Wohltat für das innere Kind. „Nimm Dir einen Tag in der Woche frei, um Dir und Deiner künstlerischen Seele etwas Gutes zu tun“, sagt sie. Das kann wirklich ein Nachmittag mit einer Freundin sein, die einen offenen und weiten Geist hat oder auch ein Besuch auf dem Flohmarkt, oder dass Du Dir selbst ein frühlingshaftes Kleid nähst. Einfach etwas, das Dich nährt und das Deiner Seele gut tut und Dir selbst signalisiert: Du bist für Dich selber da.
Es geht darum, dass Du die Musen zu Dir einlädst, sie dazu verführst, um Dich herum Platz zu nehmen. Schaffe Dir eine schöne Schreibumgebung und entwickle ein Ritual, wie das Anzünden einer Kerze und das Schreiben jeden Tag zur selben Zeit. Dann werden die verbannten Musen aufatmen und wieder zu Dir zurückkehren. Alleine diesen Artikel hier zu schreiben in der Umgebung unseres blühenden Gartens hat mir sehr gut getan. Ich wünsche Dir hiermit dasselbe.
Und hier kommt Deine Schreibaufgabe: Wenn die äußeren Zensoren zu Deinen inneren Zensoren geworden sind und umgekehrt dann behindert das das Schreiben ungemein. Schreibe Dir in so einem Moment alles Positive auf, was je jemand über Dein Schreiben gesagt hat. Schreibe Dir des weiteren selber eine Handvoll Mantras auf, zum Beispiel: Ich liebe das Schreiben und ich bin großartig darin. Oder: Mein Schreiben gehört nur mir, und es baut mich auf. Oder: Mein Schreiben heilt mich und es tut mir gut. Wähle eines dieser Mantras und sage es Dir während einer Meditation oder während eines Spaziergangs mehrfach auf! Schäme Dich nicht, tu es einfach, denn es kann Dir mit dem Schreiben auch niemand diejenige Medizin verbieten, die Dir so überaus hilft!