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Das Coming Out als Künstlerin (9)

Als Kind hatte ich neben Lehrerin, Astrophysikerin und Apothekerin immer wieder den Wunsch, Künstlerin oder Schriftstellerin zu werden. Mein Vater, den ich dazu konsultierte, schien die Kunst mehr als eine Art Hochleistungssport anzusehen: „Nur wer besser ist, als Picasso, darf sich in der Kunst versuchen“, sagte er mir. Inzwischen hat er seine Meinung geändert. Er…

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Die Künstlerin, die in Dir schlummert (8)

Als Kind bin ich nicht gerne nach draußen gegangen. Wir lebten auf einem jüdischen Friedhof und es gab viel Gebüsch, Gestrüpp und verwunschene Plätze. Zum Beispiel konnte eine steinerne Urne als Speiseeisausschank dienen und ein eingezäuntes Feld mit großem, schwarzem Grabstein als Wohnung. Das scheint ein wenig blasphemisch, aber so haben unsere Kinderaugen diesen Ort…

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Der Gedankenstrudel (7)

Es ist ein später Herbsttag, die Bäume machen sich noch einmal schön, werfen mit theatralischer Geste ihre rotbunten Röcke auf, bevor sie sich bald erschöpft in ihre scheinbare Wintersterblichkeit begeben werden. Ich habe einen guten Trick, die optimale Sonne an meinem Küchenfenster abzufassen. Ich öffne es sperrangelweit, schlage meinen Laptop auf und stelle mich ans…

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Schreiben kann zaubern. (6)

Ich schreibe gerne Liebesgeschichten und suche mir dafür mitunter Personen aus meiner näheren und ferneren Umgebung aus, die dann zu Charakteren in meinen Geschichten werden. Also Achtung, es ist ein bisschen riskant, mit einer Schriftstellerin befreundet oder auch nur bekannt zu sein, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man in eine Geschichte Eingang findet. Für…

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Den Schreibfluss finden (5)

Ich bin für den Herbst noch nicht bereit, deshalb setze ich mich, so oft die Sonne scheint, in das kleine Parkcafé, das tapfer seine Jalousien offen hält, selbst wenn nur wenige Besucher*innen kommen. Heute sitze ich wieder einmal zwischen Müttern, Pärchen und Hundefreund*innen dort. Die Sonne scheint milchig in unsere hungrigen Gesichter. Ein niedlicher, brauner…

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Mein Schreibort und der Stoff der Träume. (4)

Letzte Nacht habe ich mich unruhig im Bett gewälzt und das Wort „Box“ geträumt und dann das Wort „Blau“, wobei ich mit der Nase in einem blauen Kissen steckte. Ich hatte das Gefühl: diese beiden Worte sind für mich bedeutungsvoll. Am Abend vorher hatte ich darüber nachgedacht, an welchem Projekt ich jetzt, da mein neuer…

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Savasana oder wie komme ich morgens in Gang? (3)

Des Morgens stehe ich immer etwas dröge auf, doch ich habe ein paar neue Methoden, um mich von gefühlt einem Stück rohem Teig innerhalb von einer halben Stunde in ein gut durchgebackenes, duftendes Stück Brot zu verwandeln. Ein Trick ist, dass ich mir, ganz wie von Mr. Woodhouse in Jane Austens „Emma“ als Heilung gegen…

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Wie erschaffe ich Figuren? (2)

Vor zehn Jahren saß ich hochschwanger unter’m Birnbaum in unserem Kleingarten und strickte. Die Maisonne streichelte mir Gesicht und Hände, unsere Nachbarin grüßte, der Vater meiner Kinder pflanzte einen Haselstrauch und mein kleiner Sohn buddelte im Sandkasten.  Als werdende Mutter hast Du ein Gefühl, was das für ein Baby die Frucht in Deinem Bauch einmal…

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Mein Vater oder woher kommt bei mir das Schreiben? (1)

Dazu möchte ich zuerst verraten, wer meine redenden Vorfahr*innen sind und waren: meine Oma (mütterlicherseits, zu ihr schreibe ich später) und mein Vater. Mein idealer Leser war und ist auch heute noch mein Vater. Schon als ich mit sechs Jahren Gedichte schrieb und sie mit Ormeg-Abzügen vervielfältigte und zu kleinen Heftchen band, war mein Vater mein…