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Gut umhüllt oder Die Atmosphäre in einer Story (27)

Freder sitzt auf der Terrasse seines Hausboots in der Uckermark, das ihm für den Sommer als Künstlerresidenz zugelobt worden war. Er schaut auf die glatte Oberfläche des Sees. Violette und rosa Wolkenschichten türmen sich über dem Horizont. Die Sonne steht bereits tief und blinzelt weiß durch die Schatten eines angrenzenden Eichenwaldes. Freder skizziert mit Pastellkreide…

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Traumwesen (26)

Als meine Tochter drei Jahre alt war, bin ich mit ihr in ein großes Second-Hand-Kaufhaus gefahren. Sie hatte vor noch nicht allzu langer Zeit sprechen gelernt, und das war unsere erste gemeinsame Shoppingtour. Meine Tochter schien das Einkaufen in einem solchen Laden schon in einem anderen Leben erlernt zu haben. Sie war so winzig, dass…

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Meine sprechenden Vorfahren: meine Oma (25)

Wenn ich als Kind bei meiner Oma in ihrem kleinen Dorf in der Uckermark zu Besuch war, betrat ich morgens immer die bis zur Fadenscheinigkeit abgewetzte, jedoch wunderbar nach Pfefferminz duftende Küche. Ich umarmte meine Großmutter, die rund und lieb und unfassbar weich war. Sie begrüßte mich in ihrem singenden Ostpreußisch und fragte, ob ich…

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„It’s a Sven“ oder Nomen est Omen (24)

Seit ungefähr zehn Jahren überlege ich immer mal wieder im Abstand von ein paar Jahren, ob ich meinen netten Nachbarn Sven, der in unserem Haus so vielen älteren Menschen hilft, zu einem Kaffee einladen soll. Meine schriftstellerische Phantasie springt dann immer so weit, dass ich uns schon eine Tür von meiner Küche zu seiner einbauen…

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Im Clinch mit der Heimat (23)

Unlängst fuhr ich mit dem Zug durch die Niederlausitz, die nominell meine Heimat ist. An einer Haltestelle namens Teichland mit einem wirklich sehr schönen Teich zur Rechten, zerschnitt zur Linken ein dickes Fernwärmerohr die Landschaft in zwei Teile. Ein patriotischer Spruch war darauf gesprüht, bei dem es um den Plattenbau als die einzige Skyline ging…

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Über Rehe und Menschen (22)

„Da sind wieder Rehspuren vor dem Tor“, sagt mein Vater, „Sie sind gekommen, haben gesehen, dass das Tor zu war und sind wieder gegangen.“ Ja, die Rehe sind eigensinnig. Sie gehen und kommen gern, wie und wann sie wollen. Sie springen an der Rückseite des elterlichen Grundstücks über den Staketenzaun und grasen jeden noch so…

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Die unterstützenden Geister (21)

An der Kunsthochschule Dresden gab es zur Zeit meines Studiums in den Neunziger Jahren einen jungen Assistenten der Kunstgeschichte, der uns immer alle anklagte. Wir sollten uns überlegen, ob die Welt unsere Kunst wirklich braucht, ob der privilegierte Platz, den wir damit einzunehmen trachten, gerechtfertigt ist. Er redete fast alle Kunst, die er von uns…

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Die Nonsensmaschine (20)

Ich hatte einmal einen Freund, dessen Ziel es war, alle Sprachen zu lernen, die rund um die Ostsee gesprochen werden. Er war nicht zufällig mein Freund. Auch ich hatte damals neben der Kunst das Hobby, (fast) alle Sprachen der Länder zu lernen, in denen ich mich gerne aufhalte. Schwierige und gleichzeitig von kleinen Völkern gesprochene…

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Ist Romanschreiben wie Stricken? (19)

Spontan fällt mir dazu ein: Nein, denn Schreiben ist eher dreidimensional. Alles hat mit Allem etwas zu tun und Alles muss einen Grund haben.In meiner Jugend, lange bevor ich die Meditation kennenlernte, strickte ich sehr viel. Während der Klassenfahrt musste meine Freundin Ricarda mich meistens unterhaken, da ich, während wir durch Weimar spazierten, an einem…